Artikel

New York City: Modellstadt für KI und neutrale Interconnection

Business-Hub, Melting Pot und Welthauptstadt – New York City ist all das und noch vieles mehr, wie beispielsweise ein Zentrum der Internet-Infrastruktur. Verteilte neutrale Internetknoten (IXs) stellen robuste Verbindungen mit geringen Latenzzeiten bereit und spielen in Manhattan, den angrenzen Stadtteilen und in den gesamten USA eine entscheidende Rolle. Wie sich New York City als KI-Standort wappnet, was andere Städte vom Big Apple lernen können und welche Rolle neutrale Interconnection-Ökosysteme für den Digitalerfolg spielen, erklärt Ivo Ivanov, CEO beim Internetknoten-Betreiber DE-CIX.

New York ist einzigartig. Das weiß jeder, der schon einmal durch die pulsierenden Straßenschluchten von Manhattan geschlendert ist. Auch im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz möchte die Metropole ihren Anspruch als Welthauptstadt behaupten. Auf einem guten Weg ist NYC dabei bereits: Aktuell verzeichnet die Ostküstenmetropole die zweithöchste Konzentration an KI-Unternehmen in den USA und gleichzeitig die meisten offenen Stellen in der Branche. Was der durchschnittliche Big Apple-Besucher nicht weiß: Auch der Rechenzentrums- und Interconnection-Markt am Hudson River ist einzigartig, und zwar nicht ohne Grund. Unternehmen aus der Digitalwirtschaft finden in der City eine Vielzahl nordamerikanischer und internationaler Netzwerke. Netze, die nicht nur die Lebensadern für die aufstrebende KI-Wirtschaft im Staat sind, sondern für digitale Geschäftsbeziehungen insgesamt. Netze, die an neutralen Internetknoten aufeinandertreffen – und das immer häufiger, wie eine aktuelle Studie im Auftrag von DE-CIX zeigt.

Die Relevanz von Internet Exchanges (IXs) für die Prosperität ansässiger Unternehmen ist vergleichbar mit der New Yorker Börse. Während die Wall Street Aktien handelt, tauschen IXs Datenpakete mit direkten und schnellstmöglichen Verbindungen aus. Genau wie im Wertpapierhandel ist auch hier NYC der Spitzenreiter: Keine Stadt in den USA weist mehr Netzwerkverbindungen an Internetknoten auf – sogar im zweitplatzierten Seattle kommen 40% weniger Netze an IXs zusammen. Ergebnisse einer aktuellen DE-CIX-Studie zeigen, wie es dazu kam und welche entscheidende Rolle der Faktor Neutralität dabei spielt.

Neutrale Internetknoten treiben den US-Markt

Der Datenverkehr innerhalb und zwischen US-Städten fließt heute völlig anders als noch vor zehn Jahren, als DE-CIX in den Markt eintrat. Seit 2014 hat sich die Anzahl von IXs in den USA versechsfacht. Dieses Wachstum zeigt sich auch in New York – als einzige Stadt der USA sind hier vier große Internetknoten beheimatet.

Dabei sind neutrale Internetknoten, die von einer souveränen dritten Partei, anstelle eines Rechenzentrums oder Carriers, betrieben werden, zur bevorzugten Wahl für die Mehrheit der Netzwerkbetreiber in den USA geworden. Seit den späten 1990er Jahren demonstriert der SIX in Seattle die Vorteile dieses Vernetzungsmodells. 2014 folgten europäische Internetknoten-Betreiber, wie DE-CIX, LINX, AMS-IX und weitere neutrale Community-IXs. Die Vorzüge des rechenzentrumsneutralen Entwurfs liegen auf der Hand: Verbindungen sind redundanter, ausfallsicherer und flexibler, da eine Anbieterbindung entfällt. Am Beispiel New York zeigt sich, dass 30 Prozent der Netze mehrere Colocation-Rechenzentren im Großraum nutzen und zudem an zwei (ca. 30%) oder drei (ca. 10%) Internet Exchanges Datenpakete tauschen.

Fest steht auch: Große Firmen möchten redundant verbunden sein und von einem Ökosystem profitieren, das ein Rechenzentrum-neutrales IX-Modell bereitstellt. Unternehmen, die auf Künstliche Intelligenz setzen, können auf robuste Konnektivität nicht verzichten. Konnektivität, wie sie verteilte und neutrale Interconnection-Plattformen bereitstellen und wie es das Beispiel NYC zeigt: Die Entwicklung der Interconnection-Hauptstadt der USA unterstreicht, wie wichtig komplementäre Angebote für nachhaltige digitale Ökosysteme sind, von denen alle Teilnehmer profitieren.

So straft das New Yorker Modell auch die Argumente der Zweifler ab, die 2014 noch meinten, der Markt in der Stadt können einen weiteren Internetknoten nicht vertragen. Heute wachsen in Rechenzentren die Netzwerkkapazitäten, anbieterneutrale IXs florieren und auch durch Rechenzentren betriebene Interconnection-Infrastrukturen bestehen bis heute fort – die gefürchtete Fragmentierung blieb aus. Fest steht zudem: Der verteilte, Rechenzentrums- und Netzbetreiber-neutrale DE-CIX New York hat den Interconnection-Markt des Big Apple nicht geschwächt, sondern gestärkt. Unabhängige IXs machen nun 70% der 50 größten IXs in den USA aus. Der DE-CIX New York ist heute einer der wichtigsten Internetknoten in den USA und gemessen an der Anzahl der verbundenen Netze sogar der größte an der Nordostküste.

Danke KI: Mehr als 320 Milliarden US Dollar Bruttoinlandsprodukt in New York bis 2038

Neben dem Zugriff auf eine Vielzahl von Netzen und redundanter Konnektivität ist insbesondere die Geschwindigkeit des Datenaustauschs entscheidend für den Siegeszug von New York als Digitalstandort. Wie an der Wall Street auch müssen sich Daten- statt Aktienpakete binnen weniger Sekunden austauschen und handeln lassen. Indem Internetknoten verschiedene Rechenzentren in und außerhalb von Manhattan miteinander verbinden, werden diese Teil eines Interconnection-Ökosystems. Egal ob sich das Datacenter in New Jersey, Long Island oder Brooklyn befindet: Die angebundenen Netze sind in der Lage, Latenzzeiten im niedrigen Millisekunden-Bereich zu gewährleisten.

Netzbetreiber und Unternehmen haben die Bedeutung von rasanten Verbindungen zum Austausch von Daten erkannt und wissen: Das Internet ist nicht nur ein Werkzeug in unserem Leben, sondern das Fundament unserer Wirtschaft. Während wir heute langsame Verbindungen beim Surfen meistens nur als störend empfinden, kann eine Verzögerung beim Einsatz von KI schnell zu einem kritischen Bottleneck werden. Beispiel DACH-Region: Mehr als jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass latenzsensible Echtzeit-Anwendungen immer wichtiger werden, wie eine aktuelle Studie der IT-Marktforschung techconsult zeigt. Was europäischen Unternehmen recht ist, kann der US-Digitalwirtschaft nur billig sein. Neutrale IX-Plattformen werden das möglich und KI-Strategien wie die in New York zudem profitabel machen: Laut Accenture kann der Staat New York sein Bruttoinlandsprodukt mit KI bis 2038 um 320 Milliarden US Dollar steigern.