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Eine Cloud ist nie genug – warum ein resilientes Multi-Cloud-Szenario unerlässlich ist

Ivo Ivanov, CEO von DE-CIX
14 September 2023

Vielfalt und Diversität sind nicht nur wünschenswerte Eigenschaften, sondern bieten auch einen operativen Vorteil – von der Personalabteilung, über Anlageportfolios bis hin zur technologischen Ebene. Die Konzentration von Datenspeicherung und -verarbeitung in einem einzigen Rechenzentrum birgt ein Risiko, das moderne Unternehmen vermeiden sollten. Aus diesem Grund sind viele Unternehmen bereits auf Cloud-Lösungen umgestiegen. Doch auch diese bergen das Risiko der Konzentration, wenn nur die Dienste eines einzigen Cloud-Anbieters genutzt werden, erklärt Ivo Ivanov, CEO von DE-CIX. Das Risiko einer Cloud-Konzentration kann durch den strategischen Einsatz mehrerer Cloud-Anbieter gemindert werden. Sie müssen intelligent und mit geringer Latenz miteinander verbunden werden, damit sie untereinander kommunizieren können. Darüber hinaus braucht es eine verteilte Infrastruktur, welche die betriebliche Resilienz sicherstellt. Die Sicherung der Datenflüsse des Unternehmens hängt also davon ab, wie die Verbindung zu den Clouds eingerichtet wird.

Die Cloud ist für moderne Unternehmen unerlässlich geworden. Ein durchschnittlicher Mitarbeiter nutzt heute mehr als 30 Cloud-basierte Anwendungen für seine tägliche Arbeit, wobei in einem einzigen Unternehmen hunderte Cloud-basierte Prozesse durchgeführt werden. Die Verwendung der Cloud macht teure Investitionen in IT-Ressourcen hinfällig, denn die Infrastruktur kann flexibel mit den Anforderungen des Unternehmens wachsen. Die Cloud ermöglicht es zudem der mobilen und geografisch verteilten Belegschaft rund um die Uhr auf Daten und Ressourcen zuzugreifen. Außerdem können Unternehmen so die neuesten KI- und Analysetools und -funktionen nutzen.

Ein Multi-Cloud-Szenario ermöglicht Unternehmen, für jeden Anwendungsfall die besten Dienste auszuwählen, Prozesse zu beschleunigen und das Umsatzpotenzial zu steigern. Darüber hinaus hängen Geschäftskontinuität und Disaster-Recovery-Strategien heute von Cloud-Lösungen ab, auf die rund um die Uhr zugegriffen werden können, unabhängig von Vorfällen oder Ausfällen an einem Unternehmensstandort oder in dessen Nähe. Eine solche Absicherung wird durch die Verbindung mehrerer Clouds geboten.

Während Unternehmen bei der Cloud-Migration früher Sicherheitsbedenken hatten, sind die meisten heute zuversichtlich, dass die in der Cloud-Infrastruktur implementierten Tools und Prozesse einen zuverlässigen Schutz bieten. Allerdings sind Multi-Cloud-Umgebungen in vielen Unternehmen immer noch das Ergebnis von Zufall und Schatten-IT. Ein Ergebnis davon ist, dass selbst wenn der IT-Administrator die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften innerhalb jeder Cloud-Umgebung verwaltet, die Konnektivität zu und zwischen den Clouds oft vernachlässigt wird.

Direkte Konnektivität zur Cloud - Umgehung des öffentlichen Internets und Erhöhung der Sicherheit

Selbst in hochentwickelten Cloud-Märkten und in Unternehmen, die ausschließlich auf die Cloud setzen, erfolgt der Zugriff auf die Cloud häufig über das öffentliche Internet. Dies hat mehrere Nachteile, darunter nicht nur Probleme mit der Leistung und Zuverlässigkeit von Anwendungen in der Cloud, sondern auch mit der Sicherheit der Daten während der Übertragung. Dieses Risiko kann jedoch gemieden werden, indem ein Unternehmen sein Netz über einen Cloud Exchange direkt mit den genutzten Cloud-Netzen verbindet. Dies verkürzt den Weg, den die Daten zurücklegen müssen, und erhöht die Geschwindigkeit, Leistung und Zuverlässigkeit der Anwendungen in der Cloud. Außerdem wird die Sicherheit der Daten, die zwischen dem Unternehmensnetz und dem Cloud-Netz fließen, gewährleistet. Dazu wird der genaue Weg abseits des öffentlichen Internets, auf dem die Daten übertragen werden dürfen, vorherbestimmt.

Cloud-Konzentration – ein Risiko für die Geschäftskontinuität

Es mag zwar naheliegend erscheinen, alle Workloads, Datenbanken und Anwendungen in einer Cloud-Umgebung zu platzieren, aber Strategen und Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt werden sich zunehmend des Risikos der Cloud-Konzentration bewusst des Risikos, dass diese exklusive Partnerschaft mit einem einzigen Cloud-Anbieter trotz der Vorteile der Cloud-Infrastruktur selbst zu einem Single Point of Failure werden kann. Ein Ausfall oder ein Cyberangriff auf eine einzige Cloud würde in diesem Fall zu erheblichen Störungen, die auch die Geschäftstätigkeit einschränken könnten, führen. Es gibt zwar Mechanismen, um dieses Risiko durch verteiltes Computing und Diversifizierung innerhalb einer einzigen Cloud-Umgebung zu mindern, dies stellt jedoch nicht die optimale Lösung dar. Es ist zielführender, die digitale Infrastruktur resilient anzulegen und so die Risiken zu mindern.

Die resiliente Konnektivität zu und zwischen Cloud-Service-Anbietern wurde bisher in den Unternehmensstrategien oft übersehen, ist aber unerlässlich, damit die Dienste im Falle eines Ausfalls schnell wieder in Betrieb genommen werden können. Das Cloud-Konzentrationsrisiko wird nicht nur durch die Verwendung mehrerer Clouds behoben. Es ist darüber hinaus wichtig, dass der Zugriff auf die Clouds von geografisch unabhängigen Rechenzentrumsstandorten aus über physisch unterschiedliche (d.h. sich nicht überschneidende) Datenleitungen erfolgen kann. Nicht nur eine Vielzahl von Cloud-Anbietern ist entscheidend, sondern auch Diversität bei den Netz- und Rechenzentrumsbetreibern. So kann ein Höchstmaß an Widerstandsfähigkeit gegenüber potenziellen Zwischenfällen etabliert werden. Das Management all dieser Lösungen kann durch den Einsatz einer verteilten Cloud-Exchange- und Interconnection-Plattform vereinfacht werden. Das Risiko eines Ausfalls – unabhängig davon, ob dieser eine Cloud, ein Netzwerk oder ein Rechenzentrum betrifft – kann so erfolgreich gemindert werden.

Cloud-to-Cloud-Kommunikation verbessert Multi-Cloud-Szenarien

Eine Multi-Cloud-Umgebung ist mehr als der Bezug von Services und die einfache Verbindung zu mehreren Clouds. Aufgrund von Herausforderungen mit der Datenportabilität müssen manche Workloads und andere Anwendungen in einzelnen Clouds isoliert bleiben. Möglicherweise sind sogenannte proprietäre Anwendungen, beispielsweise bestimmte KI-Anwendungen, nicht über andere Anbieter verfügbar.

Daher muss in einem zweiten Schritt die Interoperabilität und direkte Konnektivität zwischen allen Cloud-Umgebungen und den zugehörigen Anwendungen sichergestellt werden, damit Daten und Ergebnisse schnell und nahtlos über eine vielfältige Cloud-Betreiberlandschaft hinweg synchronisiert werden können. Ein Cloud-Routing-Service auf der Cloud Exchange- und Interconnection-Plattform ist am besten dafür geeignet, die von Ihnen gewählten Clouds direkt miteinander zu verbinden. Dieses Konzept hat mehrere Vorteile gegenüber der traditionellen Methode, sich mit jeder Cloud einzeln zu verbinden. Mit einem Cloud-Routing-Service können Daten zwischen den Clouds direkt auf der Interconnection-Plattform synchronisiert werden, ohne einen langen und kostenintensiven Weg über die unternehmenseigene Infrastruktur. Anwendungen und Daten interagieren wie in einer einzigen Cloud, mit geringsten Latenzzeiten und nahtlosem Zusammenspiel. Dies wiederum vereinfacht und stärkt das Design einer Geschäftskontinuitäts- und Disaster-Recovery-Strategie, neben anderen wichtigen Anwendungsfällen.

Eine solche umfassende Strategie ist nötig, um Multi-Cloud ganzheitlich und sicher zu handhaben – von der Auswahl der Dienste und Anbieter bis hin zu der Art und Weise, wie auf sie zugegriffen wird und wie sie miteinander verbunden sind.

Ein widerstandsfähiger Multi-Provider-Ansatz leicht gemacht

Die Verwendung einer anbieter- und rechenzentrumsneutralen Interconnection-Plattform vereinfacht diesen Prozess: Sie ermöglicht Ihnen den Zugang zu einer Vielzahl von Cloud- und Konnektivitätsanbietern, Netz- sowie Rechenzentrumsbetreibern. So können Sie eine geografisch verteilte und widerstandsfähige Konfiguration für Ihr Unternehmen entwerfen. Beispielsweise können Sie redundante Verbindungen (vorzugsweise über verschiedene Netzbetreiber) zu mehreren Clouds von physisch getrennten Rechenzentrumsstandorten aus sicherstellen und sogar aus der Ferne On-Ramps aus verschiedenen Cloud-Regionen einbinden, um zusätzliche Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Für die gemeinsame Nutzung von Daten und für Backups kann eine schnelle und zuverlässige Verbindung zwischen diesen Clouds und der Infrastruktur vor Ort eingerichtet werden. Alle Verbindungen können dann einfach über das Portal und die API der Interconnection-Plattform verwaltet werden.

Der Aufbau einer hochleistungsfähigen, verteilten Cloud-, Carrier- und Rechenzentrum-neutralen Interconnection-Plattform – wie sie beispielsweise von DE-CIX betrieben wird – bietet genau die Art von geografischer Verteilung, Diversität und Redundanz, die ich für den Aufbau unternehmenseigener digitaler Infrastrukturen für jeden kritischen Anwendungsfall empfehle. Obwohl eine solche Zusammenschaltungsplattform nach außen als eine vollkommene Einheit erscheinen mag, besteht sie, wenn sie nach bewährten Verfahren konzipiert ist, in Wirklichkeit aus einer Vielzahl von redundant implementierten Servern, Diensten, Software und anderen Komponenten, die über mehrere Standorte verteilt sind und durch die Dienste vieler Infrastrukturanbieter unterstützt werden. Dadurch wird die Ausfallsicherheit der Verbindungen drastisch erhöht und der kontinuierliche Zugriff auf wichtige Daten gewährleistet, unabhängig davon, was auf lokaler Ebene geschieht.

Der Schlüssel zu Leistung und Ausfallsicherheit

Die Nutzung mehrerer Clouds ist für Cloud-Strategien entscheidend. Darüber hinaus ist besonders die Vielfalt an Clouds, Rechenzentren und Carriern zusammen mit der über alle Infrastrukturen und Anbieter hinweg eingebauten Redundanz der Schlüssel zu bester Leistung und Ausfallsicherheit für kritische Datenwege, Datenspeicherung und Workloads.