18. März 2021

DE-CIX-Umfrage nach einem Jahr Corona: Ein Drittel der Deutschen kämpft daheim fast täglich mit Internetproblemen

Eindrittel

Mehr als ein Drittel der Deutschen stellt sich zuhause mehrmals wöchentlich bis sogar täglich Internet-Verzögerungen

Verbraucher machen mangelhafte regionale Netz-Infrastruktur und übermäßige Netzauslastung verantwortlich

Frankfurt am Main, 18. März 2021: Ein Jahr nach dem ersten Corona-Lockdown zieht DE-CIX, der Betreiber des weltgrößten1 Internetknotens in Frankfurt am Main, Bilanz in Sachen Digitalisierung. Eine aktuelle repräsentative Online-Umfrage*, die CIVEY im Auftrag von DE-CIX durchführte, ergab, dass 33,5 Prozent der deutschen Verbraucher mehrfach wöchentlich bis sogar täglich Verzögerungen bei der Internetnutzung daheim erlebt. Vor allem junge Erwachsene, Berufstätige im Homeoffice und Familien mit Kindern nehmen diese Internetprobleme am häufigsten wahr. Die Verantwortung für die Verzögerungen suchen die Nutzer meist außerhalb des eigenen Haushalts. 

Regelmäßige Verzögerungen gehören leider zur Tagesordnung

Jeder kennt mindestens eines dieser Probleme: stockende Videokonferenzübertragungen während des Fernunterrichts oder eines wichtigen Meetings, Filme auf Livestreaming-Plattformen, die ewig „buffern“, weil das Internet wieder „Schluckauf“ hat oder Online-Gaming-Partien, die wegen der langsamen Internetverbindung ein jähes Ende finden. Verzögerungen bei der Internetnutzung können sehr frustrierend sein – vor allem dann, wenn man eigentlich zuverlässiges Internet bräuchte.

Die DE-CIX Studie ergab, dass bei 33,5 Prozent der Nutzer diese Verzögerungen bei der Nutzung von digitalen Anwendungen sogar mehrmals in der Woche bis gar täglich auftreten. Lediglich 11,6 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, nie Probleme mit Verzögerungen zu haben. Insbesondere sind es die Altersgruppen „18 bis 29“ (45 Prozent), sowie „30 bis 39“ (40 Prozent), die Verzögerungen in ihrem Internet-Alltag am stärksten wahrnehmen und sich mehrmals wöchentlich bis täglich über langsames Internet beklagen. Dies betrifft vor allem diejenigen, die sowohl beruflich auf Homeoffice angewiesen sind (41 Prozent) als auch für ihre schulpflichtigen Kinder, die Möglichkeit zum Fernunterricht in Anspruch nehmen (20 Prozent). So bemerken 42 Prozent der Haushalte mit mindestens einem Kind mehrmals wöchentliche bis tägliche Verzögerungen eher, als Haushalte ohne Kinder (29 Prozent)

Doch haben Verbraucher nicht nur im beruflichen und Bildungskontext Probleme mit ihrem Internet: Auch bei digitalen Freizeitaktivitäten wie Video-Streamings (44 Prozent), Live-Streamings z.B. von Sportveranstaltungen (25,4 Prozent) und Online-Gaming (12 Prozent) gilt es als frustrierender Störfaktor

„Diese Studie deckt die Schwachstellen der Digitalisierung auf! In Zukunft ist ein noch stärkerer Ausbau aller systemrelevanten Elemente des Internets und der digitalen Versorgungskette unumgänglich. Wir brauchen mehr Rechenzentren die so nah wie möglich am Endnutzer sind. 

Anwendungen mit verzoegerungen

Mehr Vernetzung und einen robusten Ausbau der digitalen letzten Meile bis in die Haushalte kann nur so garantiert werden. Konnektivitätsprobleme dürfen kein Hindernis mehr für Home-Office oder Distanzunterricht darstellen. Das Internet ist ein komplexes System und ein Zusammenspiel vieler Parteien, in dem jeder täglich seinen Beitrag leisten sowie strategisch innovativ vordenken muss“, so Dr. Thomas King, CTO bei DE-CIX, zu den Ergebnissen der Studie.

Auf der Suche nach der Ursache von mangelhafter Internetleistung

Die verstärkte Wahrnehmung hinsichtlich auftretender Internetprobleme im Homeoffice (bzw. beim Fernunterricht) und während des Video-Streamings ist vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Aktivitäten seit dem letzten Jahr häufiger und intensiver beansprucht werden. Verbraucher haben demnach ein stärkeres Bewusstsein für die Verlässlichkeit ihres Internets entwickelt. Doch die Frage ist: Wissen sie auch, wodurch Verzögerungen verursacht werden? Verbraucher suchen die Verantwortung außerhalb ihres eigenen Einflussbereiches. Die Mehrheit ist sich einig, dass das Problem am mangelhaften regionalen Ausbau der Netz-Infrastruktur (57 Prozent) oder an der Überlastung ihres Netzes (53 Prozent) liegen muss. Ursachen, die sie selbst (mehr oder weniger) beeinflussen können – wie zum Beispiel minderwertige Router oder veraltete Endgeräte –, werden vergleichsweise weniger genannt (12 Prozent).

Doch worin liegt nun die Ursache solcher Verzögerungen? Dr. Thomas King hierzu: „Innerhalb des Internet-Ökosystems fungieren Internetknoten wie der DE-CIX als Vermittlungsstelle zwischen drei verschiedenen Netzwerken: Schaut man beispielsweise einen Film via Netflix, so stellt das Gerät des Endnutzers eine Anfrage über das Netz des Internet Service Providers (wie das Vodafone Endkundennetz), die über einen Internetknoten direkt in das Netz von Netflix geleitet wird. Dort bearbeiten die Server von Netflix die Anfrage und senden den angeforderten Film in Form von Datenpaketen zum anfragenden Gerät des Endnutzers zurück. Diese Zeit, die während des Hin- und Rückwegs vergeht, nennt man Latenz. Je weiter das Zielnetz, hier im Falle von Netflix, vom Nutzer entfernt ist, desto höher ist die Latenz und desto bemerkbarer sind die Verzögerungen.“

Für das optimale Leistungsniveau sollte die Latenz im Idealfall nicht mehr als 15 Millisekunden betragen. Um dies jedoch gewährleisten zu können, müssen Inhalte und Anwendungen möglichst nah am Endnutzer, an der sogenannten Edge des Internets, gehostet werden – für Live-Streaming in HD/4K wäre eine Entfernung von weniger als 1.200 Kilometern ideal.

„Wir nutzen bereits heute Anwendungen die sehr geringe, teils einstellige Latenzen – also Verzögerungen – erfordern. Für eine optimale User Experience, sowie für die Gewährleistung höchster Sicherheit und Performance bei bestimmten Anwendungen im Bereich eHealth, Mobility oder auch Finanzen, müssen wir die digitalen Infrastrukturen weiter ausbauen und verstärkt auf dezentrale Rechenzentren in Endnutzernähe setzen. Bei Szenarien wie dem autonomen Fahren ist eine möglichst geringe Latenz sicherheitskritisch und Voraussetzung für die Umsetzung. Für einen sicheren Straßenverkehr muss es dann praktisch an jedem Autobahnkreuz oder an jeder Raststätte ein eigenes lokales Rechenzentrum oder einen Internetknoten geben“, sagt Dr. Thomas King abschließend.

*Methodik

Online-Umfrage durchgeführt von CIVEY im Auftrag von DE-CIX, Erhebungszeitraum: 17. bis 24. Februar 2021

Frage 1: Wie häufig erleben Sie Verzögerungen bei der Internetnutzung (z.B. beim Livestreaming)?

  • Teilnehmerzahl: 16.197
  • Stichprobengröße: 5.050
  • Statistischer Fehler: 2,5%

Frage 2: Wann erleben Sie Verzögerungen bei der Internetnutzung?

  • Teilnehmerzahl: 3.751
  • Stichprobengröße: 3.253
  • Statistischer Fehler: 3,0%

Frage 3: Woran liegt es Ihrer Einschätzung nach, wenn bei Ihnen Verzögerungen bei Ihrer Internetnutzung entsteht?

  • Teilnehmerzahl: 3.765
  • Stichprobengröße: 3.254
  • Statistischer Fehler: 3,0%