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Beschleunigte Geschäftsprozesse in der Cloud

Ivo Ivanov, CEO DE-CIX
25. September 2023
 

Eine Cloud reicht nicht mehr aus: 90 % der Unternehmen arbeiten bereits in der Cloud. Eine Cloud-Strategie allein wird Ihnen nicht helfen, der Konkurrenz voraus zu sein, sondern lediglich mit ihr Schritt zu halten, warnt Ivo Ivanov, CEO von DE-CIX, dem weltweit führenden Internet Exchange Betreiber. Eine Cloud-Interconnection-Strategie hingegen wird Unternehmen helfen, die Arbeit in der Cloud zu beschleunigen und den nötigen Auftrieb zu bekommen.

Damit Unternehmen in der digitalen Wirtschaft wachsen können, müssen sie scharfsinnig sein. Zum einen müssen sie ihre Arbeitsabläufe optimieren, um die Effizienz und Geschwindigkeit der Produktion zu erhöhen, damit sie wettbewerbsfähige Produkte schneller auf den Markt bringen können. Zum anderen müssen digitale Produkte immer funktionieren, egal wo ihre Kunden sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein vernetztes Auto und sein Infotainmentsystem, eine Finanzmanagement-App oder eine elektrische Zahnbürste mit der dazugehörigen Zahnpflege-App handelt — all diese Produkte müssen auch dann nahtlos und fehlerfrei funktionieren, während ihre Nutzer zu Geschäftsterminen reisen oder mit der Familie in den Urlaub fahren.

Dazu werden die Vorteile der Cloud genutzt: Ein durchschnittlicher Mitarbeiter nutzt heute mehr als 30 Cloud-basierte Anwendungen für seine tägliche Arbeit, wobei die Gesamtzahl der Cloud-basierten Umgebungen, Anwendungen und Workloads pro Unternehmen in die Hunderte geht. Ganz abgesehen davon, dass die Investitionen in die IT gesenkt und eine flexible Skalierung je nach Bedarf ermöglicht werden, erlauben die unzähligen Dienste in der Cloud die Automatisierung von Prozessen, die Training und den Betrieb von KI-Software und die Bereitstellung von Umgebungen für die Software- und Produktentwicklung sowie das Testen von Innovationen. Ganz zu schweigen von ortsunabhängigen Kommunikations- und Kollaborationstools für eine mobile Belegschaft.

Die Cloud ist somit zum Allzweckmittel für den Geschäftserfolg geworden. Aber wie können Unternehmen der bestehenden Konkurrenz einen Schritt voraus sein, wenn alle anderen auch Cloud-Lösungen nutzen? Die Frage wie geschäftskritische Daten überhaupt in die Cloud kommen, wird bei der Formulierung einer Hybrid- oder Multi-Cloud-Strategie oft vernachlässigt. Selbst in Regionen mit einer hohen Cloud-Akzeptanz können wir feststellen, dass der häufigste Weg für den Zugriff auf die Cloud und die Übertragung von Daten zu und von verschiedenen Diensten über das öffentliche Internet führt. Es gibt gute Gründe, diesen Weg zu vermeiden. Die bessere Alternative ist die direkte Verbindung über einen verteilten Cloud Exchange – dieser bietet Zugang zu einem einzigen integrierten Ökosystem von Cloud-Anbietern und ermöglicht es, das Unternehmensnetz direkt mit den genutzten Cloud-Netzen zu verbinden und das öffentliche Internet zu umgehen. Was Unternehmen brauchen, ist nicht nur eine Cloud-Strategie, sondern auch eine Cloud-Interconnection-Strategie.

Schnellere Cloud-Dienste durch direkte Cloud-Verbindungen

Vielleicht haben Sie schon einmal die Aussage "Latenz ist die neue Währung" gehört. Es stimmt: Je geringer die Latenz, desto schneller die Reaktionszeit und desto besser die Leistung von Cloud-Anwendungen. Davon profitieren die Nutzererfahrung sowie die angeschlossenen Systeme. Latenz bedeutet im Grunde genommen Verzögerung – es ist die Zeit, die ein Datenpaket braucht, um von einem mit dem Internet verbundenen Gerät, beispielsweise einem Smartphone, zu einem Server, auf dem beispielsweise Cloud-Dienste gehostet werden, und wieder zurückzugelangen. Ergebnis eines zu langen Weges für die Daten sind ärgerliche Verzögerungen. Eine beispielhafte Erfahrung ist, dass, nachdem auf einer E-Commerce-Website die Schaltfläche "Jetzt kaufen" für einen exklusiven Artikel gedrückt wurde, man darauf warten muss, dass die Transaktion tatsächlich verarbeitet wird.

Die Verkürzung des Weges zwischen dem Unternehmensnetzwerk und der Cloud durch eine direkte Verbindung verbessert zum einen die Leistung von Unternehmensanwendungen, wie beispielsweise produktionsbezogenen Analyse- und Designanwendungen, ERP- und Finanzanwendungen sowie Anwendungen für virtuelle Konferenzen, zum anderen aber auch die Leistung von kundenorientierten Anwendungen. Daher beschleunigen eine direkte Verbindung und kurze Datenwege die Arbeit in der Cloud.

Höhere Kontrolle durch direkte Cloud-Verbindungen

Die direkte Anbindung der Unternehmensinfrastruktur an die entsprechenden Netze bietet auch in puncto Sicherheit große Vorteile. Die Nutzung des öffentlichen Internets ist, durch die fehlende Möglichkeit die Wege der Daten zu kontrollieren, auch hier eine riskante Wahl. Das Internet wurde als "best-effort"-Tool für die Kommunikation konzipiert, welches nicht ausreicht, um geschäftskritische Daten oder sensible Endkundendaten zu sichern. Die Daten werden je nach aktueller Situation und den Vorgaben der einzelnen Netze von Netz zu Netz weitergereicht. Demnach bleibt keine Möglichkeit zu kontrollieren, wo der Datenverkehr ausgetauscht wird und um die Risiken umfassend einzuschätzen. Auf diese Weise beschränkt sich die Gefahr nicht nur auf Datenlecks, sondern reicht bis zu Phishing-Servern. Diese sind als legitime Ziele getarnt, sodass Mitarbeiter oder Kunden zu einem gefälschten Anmeldefeld gelockt werden, in das sie ihre Anmeldedaten eingeben.

Durch die Einrichtung einer direkten Verbindung zwischen den Netzen, wie beispielsweise dem Unternehmensnetz und den Netzen der Cloud-Dienstanbieter, können der lange und potenziell gefährliche Weg über das öffentliche Internet umgangen und so die Latenzzeit verringert sowie die Sicherheit erhöht werden. Durch die direkte Zusammenschaltung wissen Sie genau, welches Netz den Datenverkehr sendet und welches ihn empfängt. Dadurch haben die legitimen Partner die volle Kontrolle über die Datenströme und minimieren das Risiko von Sicherheitsverletzung.

Durch den Zugriff auf einzelne Clouds von mehreren geografischen Standorten aus, beispielsweise über verschiedene Rechenzentren innerhalb eines Stadtgebiets, wird Ausfallsicherheit erhöht. Die Konnektivität zur Cloud kann durch Fernzugriff auf zusätzliche Cloud-Regionen von jedem der Cloud-Anbieter noch robuster gestaltet werden – dies ist über eine Interconnection-Plattform möglich, die verschiedene Metro-Märkte miteinander verbindet und auch lokale Zusammenschaltungen bietet. Dies schützt die Systeme vor umfassenderen Vorfällen und das Risiko von Stillstand durch lokale Ausfälle an einem der Zugangspunkte wird somit verringert.

Durch die direkte Verbindung von Clouds können diese mit Höchstgeschwindigkeit arbeiten

Um die Cloud-Konnektivität auf den neuesten Stand zu bringen, ist ein weiterer Schritt erforderlich. Unternehmen müssen Kommunikation zwischen den einzelnen Clouds ermöglichen, indem die Cloud-Umgebungen über einen Cloud-Routing-Service, der auf einem Cloud Exchange implementiert ist, direkt miteinander verbunden werden. Für viele automatisierte Prozesse müssen Daten aus anderen Clouds für Anwendungen bereitgestellt werden. Nehmen wir zum Beispiel eine digitalisierte Fabrik, die Produkte für die Just-in-Time-Lieferung herstellt: diese muss mit Kundenauftragsdaten gefüttert und mit Bestandsdatenbanken und Logistiksystemen synchronisiert werden. Außerdem muss sie in Echtzeit auf die KI-Systeme zugreifen können, die die Produktqualität und den Zustand der Produktionsanlage überwachen. Diese und zahllose andere Prozesse, die in verschiedenen Clouds ablaufen können, sind für eine nahtlose und qualitativ hochwertige Auftragsabwicklung erforderlich.

Der Datentransfer zwischen Clouds wird normalerweise so gehandhabt, dass die Daten aus einer Cloud zur Unternehmensinfrastruktur und von dort zum zweiten Cloud-Service-Anbieter transportiert werden. Je nachdem, wie nah das Unternehmensnetz an den nächstgelegenen Cloud-On-Ramps der einzelnen Cloud-Anbieter liegt, kann dies einen erheblichen Umweg für die Daten bedeuten. Dies führt nicht nur zu Latenzproblemen, sondern auch zu höheren Kosten für den Rücktransport der Daten. Die Verwendung eines Cloud-Routing-Dienstes verkürzt den Weg der Daten erheblich. Durch die Verbindung der Cloud-Dienste am Punkt der On-Ramps, direkt auf der Cloud Exchange-Plattform, verkürzt sich die Länge des Datenweges, unabhängig davon, wo sich das Unternehmen selbst befindet. Die Übertragung wird beschleunigt und die Kosten werden gesenkt. Das ist es, was wir eine intelligente Cloud-Verbindungsstrategie nennen.

Cloud-Interconnection – Überwindung der Hindernisse für den Geschäftserfolg

Es gibt noch viel mehr, was Unternehmen tun können, wenn Sie eine solche Verbindung eingerichtet haben. Es ist möglich, die Resilienz der Konnektivität zu erhöhen, indem für Redundanz hinsichtlich der genutzten Leitungen gesorgt wird. Es ist möglich mit einem globalen Ansatz für die Cloud-Konnektivität weltweite Operationen und Mitarbeiter mit den nächstgelegenen Cloud-On-Ramps für ihren jeweiligen Standort zu verbinden, um die niedrigsten Latenzzeiten zu gewährleisten, egal wo sie sich befinden. Es ist auch möglich, robuste Backup- und Disaster-Recovery-Prozesse mit einer sekundären Cloud einzurichten (mit nahezu Echtzeit-Synchronisation durch den Cloud-Routing-Service), sodass diese Cloud bei einem Ausfall eines der primären Cloud-Anbieter nahtlos den Betrieb übernehmen kann.

Es besteht kein Zweifel: Die Cloud ist ein unvergleichliches Instrument zur Steigerung der Produktivität. Aber auch die Clouds selbst können mit der richtigen Konnektivität beschleunigt werden. Einige Anwendungen können nicht ohne optimierte Verbindung in der Cloud ausgeführt werden. Und dies wird mit jeder neuen Iteration von Anwendungen immer öfter der Fall sein. Die Entwicklung einer Cloud-Interconnection-Strategie hilft dabei, die Vorteile der Cloud optimal zu nutzen. Direkte Verbindungen zu den Clouds erhöhen die Sicherheit, die Leistung und das Endergebnis, während die Kommunikation zwischen den Clouds die Prozesse noch weiter beschleunigt. Wenn Clouds mit Höchstgeschwindigkeit arbeiten, ist die Grenze nach oben offen.